Ist jemand alt oder unheilbar krank, kommt der Tod in der Regel nicht plötzlich, sondern kündigt sich vorher durch unterschiedliche körperliche und psychische Anzeichen an. In der Fachwelt spricht man hierbei von den fünf Sterbephasen, deren Kenntnis für Pfleger und Palliativmediziner, aber auch für Angehörige ungemein hilfreich sein kann, um den Sterbenden auf dessen letzten Weg begleiten zu können.
Die fünf Sterbephasen gehen auf die schweizerisch-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross zurück. Anfang der 1970er-Jahre führte sie zahlreiche Gespräche mit todkranken Patienten und schrieb darüber ein Buch, in dem sie über die typischen Anzeichen eines bevorstehenden Ablebens berichtet, die sie bei ihren Interviewpartnern beobachten konnte. Denn neben typischen körperlichen Symptomen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Halluzinationen treten bei Betroffenen häufig psychische Merkmale auf, die auf den nahenden Tod und die eigene Auseinandersetzung damit hinweisen. Obwohl der Sterbeprozess bei jedem Menschen individuell verläuft, lässt er sich dennoch zumindest grob in die fünf nachfolgenden Phasen gliedern und bietet so eine Orientierungshilfe für Angehörige.
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Feb 24, 2020
Erste Phase: Isolation und Nicht-wahrhaben-Wollen
Zu Beginn verdrängen viele Patienten die Tatsache, dass sie unheilbar krank sind. Das ist verständlich, schließlich bedeutet das, sich mit dem eigenen nahenden Tod und den möglichen Begleiterscheinungen wie etwa starken Schmerzen auseinandersetzen zu müssen. Nicht selten kommt es deshalb vor, dass Todkranke ihre Symptome leugnen und sogar ärztliche Befunde als Irrtum abtun. Viele ziehen sich zurück, wollen allein sein. In dieser ersten Sterbephase sollten Sie vor allem Verständnis und Unterstützung zeigen. Mit der Zeit wird Ihr Angehöriger erkennen, dass er oder sie sterben muss. Sie können ihm oder ihr bei der Bewältigung dieser Tatsache helfen, indem Sie auch in den folgenden vier Sterbephasen verständnisvoll und empathisch bleiben.
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Feb 24, 2020
Zweite Phase: Wut
„Warum ich?“ Diese Frage stellen sich Todkranke typischerweise in der zweiten Sterbephase. Sie haben erkannt, dass sie unheilbar krank sind, wollen diese Tatsache aber nicht akzeptieren und reagieren stattdessen mit Wut und Neid auf die gesunden Menschen in ihrem Umfeld, die ihr Leben noch vor sich haben. Für Angehörige und Freunde ist es nicht immer leicht, dieses Verhalten als Teil eines natürlichen Prozesses zu begreifen und die Wutausbrüche nicht persönlich zu nehmen. Dennoch sollten Sie sich gerade in dieser Phase nicht abwenden oder gar selbst mit Verärgerung reagieren. Versuchen Sie, verständnisvoll zu bleiben. Mit der Zeit wird die Wut sich legen und Raum für neue Gefühle schaffen.
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Feb 24, 2020
Dritte Phase: Verhandeln
In der dritten Sterbephase treten viele Betroffene in eine Art Verhandlung mit unterschiedlichen Instanzen, um Aufschub für das Unabwendbare zu erreichen. Sie haben erkannt, dass der Tod sicher ist, versuchen aber, ihn so weit wie möglich hinauszuzögern. Viele besinnen sich in dieser Phase auf ihren Glauben und führen – zum Teil geheime – Gespräche mit Gott; andere versuchen, mit Ärzten oder Pflegern zu verhandeln. Auch hier sollten Sie Verständnis zeigen und dem Betroffenen zuhören.
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Feb 24, 2020
Vierte Phase: Depression
Düstere Gedanken sind ein typisches Merkmal der vierten Sterbephase. Die erste impulsive Wut ist verraucht, und auch die Erkenntnis, dass der Tod sich nicht ins Unendliche aufschieben lässt, ist eingetreten. Jetzt gilt es, mit der eigenen Vergangenheit abzuschließen. Viele Betroffene versuchen in dieser Phase, „reinen Tisch“ zu machen und lassen ihr Leben nochmal Revue passieren. Dabei reflektieren sie nicht nur die Fehler, die sie im Laufe ihres Lebens vielleicht gemacht haben, sondern empfinden auch tiefe Trauer bei der Vorstellung, dass dieses Leben bald vorbei sein wird. Nicht selten werden jetzt Vorbereitungen für den eigenen Tod getroffen: Das Testament wird aufgesetzt oder erneuert, die eigene Trauerfeier organisiert. Viele Todkranke ziehen sich in dieser Phase zurück, was bei Depressionen typisch ist. Dieses Verhalten kann fließend in die fünfte und letzte Sterbephase übergehen.
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Feb 24, 2020
Fünfte Phase: Akzeptanz
Um den nahenden Tod endgültig akzeptieren zu können, brauchen viele Betroffene in der fünften Sterbephase Ruhe. Im Idealfall sind alle nötigen Vorkehrungen getroffen; nun ziehen viele sich nochmals zurück, um mit ihren Gefühlen und Gedanken allein zu sein. Angehörige sollten dies akzeptieren und ihren Lieben bei Bedarf Trost spenden.